Der Falkenseer Gewerbeverband „Interessengemeinschaft Falkensee e.V.“ (IGF) begrüßt die Öffnung des Einzelhandels nach dem Lockdown vom 23. März wegen der Corona-Krise: „Das ist ein guter erster Schritt“, erklärte Vorstandvorsitzender Bernhard von Schröder, „aber dabei darf es nicht bleiben“. Der Verband rechnet mit Pleiten.
Die Öffnung des Einzelhandels gilt für Verkaufsflächen von bis zu 800 Quadratmetern, wobei auch Einkaufscenter eingeschränkt öffnen dürfen. Dennoch betrachtet der Verband die derzeitige Lockerung mit Sorge: „Wir haben am Wochenende, wie andere Organisationen auch, festgestellt, dass sich die Kauflust der Konsumenten als recht zurückhaltend herausgestellt hat“, so von Schröder. Deswegen müssen die Förderungen für den Einzelhandel nochmal angefasst werden: „Viele Geschäfte fahren jetzt mit vollen Fixkosten, können aber nur eingeschränkt verkaufen.“ Das bedeutet für manchen Laden schlimmere Rahmenbedingungen als zu Zeiten der Zwangsschließungen. Von Schröder rechnet bis Jahresende mit Pleiten im Handel.
Mit Geschäftsaufgaben rechnet die IGF auch im Bereich Hotellerie und Gastronomie. Beide Sparten müssen weiterhin geschlossen bleiben, Hotels dürfen Geschäftsreisende aufnehmen, Gastronomie darf liefern und zum Abholen anbieten. „Dieser Zustand muss schnellstmöglich beendet werden“, fordert die IGF und bemängelt eine fehlende Gerechtigkeit. In der Gastronomie könnten genauso gut Abstände und Hygienemaßnahmen eingehalten werden wie im Handel.
Besonders an den ersten warmen Tagen könnte die Gastronomie ihre Terrassen bereitstellen. Die Begründung, dass sich Menschen im Gastronomiebereich länger aufhielten, lässt der Verband nicht gelten: „Einkäufe können auch lange dauern und wurden auch nicht zeitlich begrenzt.“ Auf Terrassen und Biergärten ließen sich die Abstandsregelungen und Hygienemaßnahmen genau so effektiv umsetzen wie im Einzelhandel.
Die von der Bundesregierung beschlossene Senkung der Mehrwertsteuer in der Branche wird von der IGF zunächst begrüßt, dennoch fordert der Verband, dass auch hier die finanzielle Unterstützung von Betrieben verstärkt wird: „Eine Senkung der Mehrwertsteuer nützt nichts, wenn keine Umsätze generiert werden.“ Und die sind, trotz steigendem Kurzarbeiter-Geld, wohl nicht zahlreich in Sicht. „Die Menschen halten in Krisenzeiten ihr Geld zusammen“, sagt von Schröder. Außerdem hält die IGF den Zeitpunkt des Starts der Mehrwertsteuersenkung für recht spät. Von Schröder geht davon aus, dass die Steuersenkung nur eine Teilmaßnahme sein kann: „Ein Gastronomie- oder Hotelbetrieb, der wirtschaftlich durch die Corona-Maßnahmen in die Pleite geraten ist, muss ausgezahlt werden.“
Abschließend erklärt der Verband, dass er den derzeitigen Maßnahmenkatalog der Bundesregierungen als „unverhältnismäßig“ empfindet: „Ein Staat, der seine Wirtschaft annähernd komplett lahmlegt, muss sie auch genauso komplett wieder hochfahren und agieren lassen, selbstverständlich unter den geltenden Abstands- und Hygieneregeln.“ bvs